Die frühen 1990er-Jahre waren von einer wirtschaftlichen Rezession gekennzeichnet, die sich auch auf die Auftragslage von Architekturbüros auswirkte. Die Zahl der Neubauprojekte ging deutlich zurück. Viele Büros, darunter auch Burckhardt, hatten Schwierigkeiten, Aufträge zu akquirieren, und mussten sich häufig auf kleinere Projekte oder Sanierungen konzentrieren.

Ab Mitte der 1990er-Jahre stabilisierte sich die Wirtschaft allmählich. Vor allem in städtischen Lagen entstanden wieder Wohnbauprojekte. Meist wurden sie nach dem klassischen Modell realisiert, bei dem der Auftraggeber Bauherr und Investor ist, der einen Architekten mit der Planung eines Projekts beauftragt. Burckhardt ging jedoch einen anderen Weg und wurde mit einer für Architekturbüros sehr ungewöhnlichen Akquisitionsstrategie aktiv, statt auf Aufträge zu warten: In der Abteilung «Projektentwicklung» wurden Zonenpläne ausgehängt und intensiv studiert, um interessante Grundstücke zu lokalisieren und Potenziale ausfindig zu machen. Die Erkenntnisse wurden zusammengetragen, in Dossiers gebündelt und Investoren kontaktiert. Schliesslich wurden die Dossiers in Form von «Road-Shows» präsentiert, um das Interesse der Investoren abzufragen.

 

Reihenhäuser des Pilotprojekts «Reinach Nord»

Reihenhäuser des Pilotprojekts «Reinach Nord»

Anders als im Labor- oder Industriebau, bei dem normalerweise der künftige Nutzer ein Projekt initiiert und spezifische Anforderungen definiert, bot der Wohnungsbau eine sehr gute Möglichkeit für diese neue Art von Akquisition, die sich als wirkungsvolles «Arbeitsbeschaffungsmodell» erwies. Die Projektentwicklung lag im Verantwortungsbereich der Abteilung von Peter Epting, die Burckhardt in den 1990er-Jahren verstärkt im Wohnungsbau in Basel und der Nordwestschweiz positionierte.

Der nächste Schritt war für Burckhardt folgerichtig: Die AG für Planung und Überbauung begann, selbst in Projekte zu investieren. Zunächst waren es vorrangig Reihenhäuser, wie beim Pilotprojekt «Reinach Nord», das auf einem Grundstück der Coop in Reinach (BL) unter Leitung von Donald Wunderlin realisiert wurde. Burckhardt übernahm die Rolle des Investors und konnte die Wohnungen über die Burckhardt Immobilien AG nach Fertigstellung auch selbst vermarkten und verkaufen. Mit der Erweiterung des Leistungsangebots wurde ein weiterer Teil der Wertschöpfungskette bei Burckhardt aufgebaut und weiterentwickelt – eine gute Voraussetzung, um zyklische Schwankungen ausgleichen und das neue Jahrtausend mit Stabilität, Kontinuität und Steuerbarkeit angehen zu können. Burckhardt nahm hier eine Vorreiterrolle ein, als dieses Vorgehen in der Schweiz noch sehr ungewöhnlich war. Bald zog der Markt nach und immer mehr Architekturbüros begannen, sich über eigene Entwicklungen Aufträge zu sichern.

Burckhardt erwirbt erstmals ein Grundstück: Spitzenrain in Aesch

Burckhardt erwirbt erstmals ein Grundstück: Spitzenrain in Aesch

Der steigende Druck in Folge wachsender Grundstückpreise und die zunehmende Konkurrenz legten einige Jahre später einen weiteren entscheidenden Schritt nahe. 2014 kaufte Burckhardt beim Spitzenrain in Aesch (BL) ein eigenes Grundstück und realisierte darauf eine Wohnüberbauung, die die «Burckhardt Immobilien AG» dann verkaufte. Hier trat Burckhardt zum ersten Mal als Bauherr, Eigentümer, Investor und Architekt auf. 2022 wurde mit der «Burckhardt Entwicklungen AG» eine Tochterfirma gegründet, die unter der Führung von Daniel Keller sowohl Entwicklungsleistungen als Service anbietet als auch Eigenentwicklungen realisiert. Das Leistungsspektrum umfasst Studien in nahezu allen Massstäben, Sondernutzungsplanungen, Wirtschaftlichkeitsberechnungen sowie Beratungen.

Das Leistungsspektrum von Burckhardt Entwicklungen

Das Leistungsspektrum von Burckhardt Entwicklungen

Das Leistungsspektrum von Burckhardt Entwicklungen

Das Leistungsspektrum von Burckhardt Entwicklungen

Weitere Themen

  • Geschichte

    Meilensteine, bedeutende Projekte und Ereignisse der 75-jährigen Firmengeschichte lassen sich hier chronologisch rückwärts nachverfolgen.

  • Interviews

    Die Interviews basieren auf Gesprächen mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen der Familie Burckhardt sowie prägenden Personen der Firmengeschichte.

  • Themen

    Wichtige Entwicklungsstränge von Burckhardt werden entlang einzelner Themen erzählt und mit historischem Bildmaterial illustriert.