BL: Ich habe ja schon beim gemeinsamen Mittagessen viel über das Projekt mitbekommen, da haben Sie aber etwas vor! 

CI: Ja, es ist ein sehr schönes und spannendes Projekt, denn wir durften schon einige interessante Interviews mit ehemaligen Partnern der Firma, aber auch mit Ihrem Bruder und Ihrer Mutter führen. Besonders freuen wir uns nun, mit Ihnen eine Interviewpartnerin gegenüber zu haben, die beide Seiten kennt – die private als Tochter von Martin Burckhardt und die berufliche, denn sie waren ja selbst eine Zeit lang bei Burckhardt angestellt. Wie muss man sich diese Zeit vorstellen? 

BL: Ich habe in Wien eine Ausbildung zur Bühnenbildnerin gemacht, und da musste ich lernen, Pläne zu zeichnen, auch für die Bühne braucht es Grundrisse oder Detailzeichnungen. Als ich meinen Vater fragte, ob er mir dabei helfen könne, hat er mir vorgeschlagen, in den Semesterferien bei ihm in der Firma zu arbeiten. Also habe ich mit einem Sommerferienjob bei Burckhardt angefangen. Ich bin Herrn Sager zugeteilt worden und einem jungen Architekten, Peter von Salis. Diese beiden Herren und vor allem auch die Hochbauzeichnerin Kathrin Weber haben mir sehr viel beigebracht. Nach meiner Ausbildung habe ich für diverse Theater im Ausland gearbeitet, aber nach einigen Jahren wollte ich wieder in die Schweiz zurück. Guido Doppler und Willy Sager hatten in der Zwischenzeit das Büro in Zürich eröffnet, und so bin ich von 1983 bis 1986 zu Burckhardt+Partner zurückgekehrt – wieder zu Herrn Sager, in die Marketingabteilung. Es machte mir viel Freude, wieder dort zu arbeiten, denn ich kannte ja alle schon. 

SCH: Hat sich Martin Burckhardt gefreut, dass Sie Bühnenbildnerin geworden sind, das ist ja auch ein sehr schöpferischer Beruf? 

BL: Er verhielt sich immer neutral dazu, er schäumte nicht über vor Euphorie, aber verboten hat er es mir auch nicht. Er freute sich aber sehr mit mir und jubelte, als ich mein Diplom erhalten hatte. «Ah, hast du gewonnen ...?!» Er hatte selbst mal für Hans Hollmann ein Bühnenbild gestaltet. Die beiden waren befreundet und mein Vater war ein grosser Fan von Mozart und dessen Oper «Figaros Hochzeit». Deswegen hat Hollmann ihm vermutlich die Gestaltung des Bühnenbilds für seine Inszenierung angeboten. Ich durfte damals als «Hilfs-Hilfs-Hilfsassistentin» mitwirken. Die Aufführung fand Mitte der 1970er-Jahre in Nürnberg statt. 

CI: Kam es für Sie nie in Frage, in die Fussstapfen des Vaters zu treten? 

BL: Wenn wir in der heutigen Zeit leben würden, dann vielleicht, aber vor 50 Jahren war das gar kein Thema. Ich sage es jetzt, wie es ist: Damals ging es nur darum, dass mein Bruder nicht in die Fussstapfen meines Vaters treten, sondern etwas ganz anderes machen wollte. An mich hat niemand gedacht. Heute würde man wohl beide Kinder fragen. Ich beklage mich aber gar nicht, es waren einfach andere Zeiten, und überhaupt wollte ich damals unbedingt zum Theater. Heute aber würde ich tatsächlich ein Architekturstudium in Erwägung ziehen, wenn ich nochmals wählen könnte. 

CI: Was bedeutet Architektur für Sie? 

BL: Abgesehen davon, dass ich es liebe, jede Art von Häusern anzuschauen, interessiert mich, wie wir wohnen und wie sich die Architektur entwickelt. Natürlich ist es mir auch wichtig, wie ich selbst wohne, denn meine Wohnung ist mein Rückzugsort, meine innerste Zelle. Wenn sie verletzt wird, geht es mir nicht gut. Ich bin sehr gerne bei mir zu Hause. 

Seit ich pensioniert bin, zeichne ich viel. Dabei gehe ich gerne hinaus und zeichne in der Natur oder in städtischen Gebieten, dort eher Häuser als Menschen. Mein Vater hat wunderbare Karikaturen geschaffen, so weit bin ich noch nicht. Die Freude am Zeichnen habe ich aber schon von ihm geerbt, ich bin jedoch längst nicht so talentiert wie er. 

SCH: Welche Projekte waren/sind für die Entwicklung von Burckhardt für Sie am bedeutendsten? 

BL: Die BIZ und die BAZ, aber auch das Vivarium des Basler Zoos und das Biozentrum. Sie kommen mir als Erstes in den Sinn, aber es gibt natürlich noch viele andere beeindruckende Bauten von Burckhardt+Partner. Die Projekte für Sandoz in Wien sind für mich ebenfalls beispielhaft. Und natürlich das Wohnhaus meines Onkels Samuel Koechlin, des Cousins meines Vaters. Dies alles sind schöne Bauten, ganz ungeachtet der Kritik an der Architektur jener Zeit. 

Das erste offizielle Projekt meines Vaters war übrigens ein Saustall, mit dem man ihn als Studenten beauftragt hatte. Als junger Mann hatte er in Genf auf einer Baustelle gearbeitet, weil er fand, dass das Studium allein nicht ausreiche, sondern man auch mal selbst mitanpacken und körperliche Arbeit erleben müsse, um Architektur von Grund auf zu begreifen. Uns Kinder hat er manchmal mit auf den Bauplatz genommen, um uns den Prozess des Hausbaus ein wenig zu veranschaulichen. 

Bis zuletzt konnte er eine unglaubliche Leidenschaft für Projekte entwickeln, das hat ihn ausgemacht.

Barbara Langensteiner-Burckhardt

CI: War Martin Burckhardt privat und beruflich dieselbe Person? 

BL: Ich denke nicht. Im Büro habe ich ihn als einen sehr dynamischen Menschen wahrgenommen, obwohl ich persönlich nicht so viel mit ihm zu tun hatte. Das war auch richtig als Tochter innerhalb der Firma. Da habe ich gewisse kritische Äusserungen über meinen Vater mitbekommen. Er war sehr ungeduldig und hatte unglaublich viele Ideen, die er mit grosser Leidenschaft verfolgte. Er erwartete aber auch von seinen Mitarbeitenden dieselbe Begeisterung für seine Ideen, was manchmal schwierig war. Bis zuletzt konnte er eine unglaubliche Leidenschaft für Projekte entwickeln, das hat ihn ausgemacht. Bis zu seiner Pensionierung waren seine Tage immer sehr voll. Wenn er zu Hause war, wollte er sich vor allem erholen und hat viel gezeichnet. Er betonte oft, wie schön er es fand, zu Hause zu sein, und dass er am liebsten immer daheim wäre. Aber ich denke, er war schon sehr gern unterwegs und aktiv. Sowohl privat als beruflich war er ein mutiger Mensch, er kannte keine Angst, zumindest zeigte er sie nicht. 

SCH: Jetzt haben Sie Ihren Vater schon ein wenig umschrieben. Können Sie für uns den Satz beenden? «Martin Burckhardt war ...» 

BL: «... mutig, leidenschaftlich, neugierig, junggeblieben, dynamisch und immer unter Strom.» Ich kenne keinen, der so viel gearbeitet hat wie mein Vater. Natürlich musste er nicht körperlich schwer anpacken, aber er war von morgens bis abends tätig. Und ich kenne niemanden, der über ein so breitgefächertes Wissensspektrum verfügte wie mein Vater. Er interessierte sich für die unterschiedlichsten Themen und war extrem begeisterungsfähig. 

CI: Wenn Sie Meilensteine setzen müssten, High- und Lowlights in der Geschichte Burckhardts, welche wären das? 

BL: Ein Höhepunkt und Meilenstein war auf jeden Fall die BIZ und die Abstimmung darüber im Vorfeld. Damals war ich 17 Jahre alt. Ich erinnere mich noch daran, dass Burckhardt+Partner Buttons mit der Ja-Parole dazu anfertigen liessen und ich sie dann in der Schule verteilt habe. Nicht viele, denn ich habe mich ein wenig geniert, aber ich war dann doch stolz, wenn ich jemanden in der Stadt sah, der einen Button getragen hat. Man hat mitgefiebert, und die Freude war riesig, als der BIZ-Bau bei der Abstimmung dann angenommen worden ist.  

Eine schwierige Zeit hingegen war sicher während der Ölkrise, als Burckhardt Leute entlassen musste. Damals war ich noch sehr jung. Ich habe Bruchstücke eines Gesprächs meiner Eltern mitbekommen, in dem es um dieses Thema ging. Ich begriff, dass die Firma durch eine harte Zeit ging und dies meinen Vater sehr mitnahm. 

SCH: Die Zeit der Ölkrise war natürlich für ihn und die Firma allgemein sehr einschneidend. Damals sind gleich vier bis fünf grosse Projekte gleichzeitig weggebrochen oder gestoppt worden. Das hatte zur Folge, dass man Leute entlassen musste, unternehmerisch gesehen ging das ja nicht anders. 

BL: Deswegen war es auch so schwierig für meinen Vater, denn für ihn musste immer alles gelingen und immer alles doch irgendwie noch möglich sein. Das Entlassen von Leuten ging ihm dementsprechend nahe und gegen sein Naturell, weil er verantwortungsbewusst und zuversichtlich war. Er war sicher nicht immer mit allen und allem einverstanden, aber grundsätzlich war er eher optimistisch als pessimistisch. Der Hausarzt meines Vaters verschrieb ihm dann eine Auszeit, denn diese schwere Krise und ihre Folgen für Burckhardt+Partner hatte die Gesundheit meines Vaters angegriffen. 

CI: Ein weiterer Moment, den unsere bisherigen Interviewpartner als herausfordernd für Martin Burckhardt beschrieben haben, war der Weggang von Timmy Nissen und Edi Bürgin, haben Sie den auch miterlebt? 

BL: Ja, natürlich. So wie ich es mitbekommen habe, wollten die beiden auf eigenen Beinen stehen und freier sein. Mehr selbst bestimmen können. Sie haben dann zu zweit schöne Projekte realisiert, wie zum Beispiel den Hauptsitz der Pax am Aeschenplatz. Mein Vater war natürlich nicht erfreut, er war enttäuscht über ihren Weggang, aber wahrscheinlich hatte er einfach kein Gespür dafür, was sie wollten. Eben weil er immer davon ausgegangen war, dass sich alle in gleichem Masse wie er für etwas begeisterten. Mein Vater hat danach kaum mehr Kontakt mit ihnen gepflegt, obwohl man ja eigentlich nicht aneinander vorbeikommt in Basel. Das Verhältnis war einfach abgekühlt. Das ist schade, weil Edi Bürgin noch einer der alten Partner war, die fast von Anfang an dabei gewesen waren, und weil mein Vater Timmy Nissen selbst zu Burckhardt+Partner geholt hatte damals. Ich denke, er hat später dann aber verstanden, warum die beiden gegangen sind. 

SCH: Das ist ja normal, dass man nicht begeistert ist, wenn gute Leute gehen, weil sie selbstständig werden wollen. Dann fragt man sich, was man hätte anders machen können. Es ist ein wenig wie Liebesentzug und auch ein grosser Verlust für die Firma. Man hat ja eine Beziehung aufgebaut und muss dann wieder etwas mit anderen, neuen Personen aufbauen. 

BL: Mein Vater konnte das zwar gut und war auch ziemlich offen. Dennoch bedeutet es immer einen gewissen Kraftaufwand, wieder jemanden zu finden, mit dem man sich eine Zusammenarbeit vorstellen kann. Und da kommt mir noch Wien in den Sinn. Burckhardt hatte dort auch ein Büro, eine Partnerschaft mit dem Architekturbüro von Helmut Lippert. Mein Vater und er haben sich gut verstanden, aber mein Vater war damals der Meinung, dass Helmut Lippert mit 70 aufhören müsste. Er fand, dass er schon gar lange dabei und langsam zu alt sei für die aktive Mitarbeit und dass er Jüngeren Platz machen sollte. Damals war mein Vater Anfang 50. 

SCH: Wir haben jetzt auch die Regel, dass man mit 65 aufhört, zumindest operativ. Auch wenn es schwerfällt, man muss sich dann gewissermassen neu erfinden. Früher hatte ich immer das Gefühl der Sicherheit bzw. dass ich wusste, was zu tun sei. Irgendwann aber ist mir diese Sicherheit abhandengekommen, weil alles viel komplexer wurde und ich nicht mehr automatisch wusste, was richtig und was falsch ist. 

BL: Das erging meinem Vater ähnlich. Alles, was mit Computern zu tun hatte, hat mein Vater nicht mehr selbst gelernt, sondern er betraute jüngere Menschen damit. Er besass zwar ein Handy, allerdings einfach als Kommunikationsmittel, denn das war wichtig für seinen Alltag. Seine Arbeitswerkzeuge blieben jedoch Stift und Papier. 

SCH: Man muss heute auch nicht mehr alles selbst können, das ist ein Vorteil. Aber um nochmals auf den Standort Zürich zurückzukommen: Man hatte dann ja irgendwann mal entschieden, dass man Basel als alleinigen Hauptsitz mit Zürich erweitern wollte. Das war eine Strategie, bei der Guido Doppler federführend war und selbst auch den Standort mitaufbaute. Das Areal Flur Süd war damals ein grosses Projekt und hat wohl auch die Initialzündung gegeben. Können Sie noch ein wenig berichten, wie es zu dieser Zeit in Zürich war? 

BL: Das Areal Flur Süd und die UBS waren mit Sicherheit Hauptprojekte beim Aufbau des Standorts Zürich. Er wurde mit Reiner Müller, Frieder von Peinen, Fritz Andermatt und Thomas Keckeis aufgebaut. Letzterer wurde später Nachfolger von Guido Doppler. Guido war noch da, als ich selbst in Zürich bei Burckhardt war. Er wurde Anfang der 1990er-Jahre Nachfolger meines Vaters am Hauptsitz in Basel, da war ich aber schon nicht mehr in der Firma. Das Büro in Zürich wurde, nachdem Thomas Keckeis sich selbstständig gemacht hatte, von Roger Nussbaumer und Heinz Moser geführt. Moser war eher der Schöpferische und Nussbaumer der Manager. Das Büro Zürich hat in jener Zeit zahlreiche Wettbewerbe gewonnen. 

Mein Vater sagte immer, dass er mit 70 abgeben und Platz in der Firma machen wolle. Daran hat er sich gehalten, er wollte kein «Sesselkleber» sein. Aber als es so weit war, fiel es ihm dann trotzdem schwer. Da er immer viel unterwegs und sehr kontaktfreudig war, habe ich schon gemerkt, dass er ein wenig in ein Loch fiel, als alles weggebrochen ist. Ich erinnere mich, dass er gegenüber einem Freund erwähnt hat, dass ihm der Kontakt fehle. Er hatte dann aber zum Glück noch anderes zu tun: Er wurde 1987 in den Nationalrat gewählt und hat zudem sein Büro am Oberen Rheinweg eröffnet. Er nahm auch wieder Projekte an und suchte sich neue Themenfelder. Eine grosse Rolle hat leider auch der Verlust seines Augenlichts gespielt. Denn Sie müssen wissen, dass mein Vater sich sehr darauf gefreut hatte, im Alter viel Zeit für das Zeichnen zu haben. Als es dann anders gekommen ist, hat ihn das schon sehr betrübt. Was er fast noch schlimmer fand, war die Tatsache, dass er nicht mehr Auto fahren konnte. Auto fahren war immer seine Leidenschaft gewesen. Diesen Teil seiner Autonomie aufzugeben, war nicht leicht für ihn. 

Ich denke, dass die Werte von Burckhardt die Eigenschaften meines Vaters sind. Allen voran die Freude am Beruf und an den Menschen und natürlich seine Begeisterungsfähigkeit.

Barbara Langensteiner-Burckhardt

SCH: Was waren die Grundlagen des Erfolgs von Burckhardt, die Werte oder die DNA? 

BL: Ich denke, dass die Werte von Burckhardt die Eigenschaften meines Vaters sind, die ich bereits erwähnt habe. Allen voran die Freude am Beruf und an den Menschen und natürlich seine Begeisterungsfähigkeit. Er hatte ein riesiges Netzwerk und wusste es zu nutzen und zu pflegen. Es gelang ihm, die unterschiedlichsten Menschen zusammenbringen, denn er konnte auch aus seinen Kreisen ausbrechen, war offen für Neues. 

CI: War Martin Burckhardt daran interessiert, junge Menschen zu fördern? 

BL: Wenn er in einer jungen Person Talent sah, dann hat er sie überall eingebunden und ihr etwas zugetraut. Das habe ich oft beobachtet und war manchmal sogar ein wenig eifersüchtig, weil er mich nie gefragt hat. Auch ausserhalb der Arbeit hat er sich für die Förderung, vor allem im kulturellen Bereich, eingesetzt, wie etwa mit «Basel tanzt». Mein Vater hat das erste Tanzfestival in der Schweiz gegründet, zusammen mit Heinz Spoerli, dem damaligen Leiter des Basler Balletts. Solche Dinge waren ihm sehr wichtig, und dafür hat er sich engagiert. Auch dafür, dass man innerhalb der Stadt Basel mehr zusammenarbeitet und als Stadt nicht nur zu sich schaut, sondern über die Grenzen hinausblickt.  

Die Förderung des Kulturellen war für meine Eltern immer sehr wichtig. Daraus ist auch ihr grosses Netzwerk und ihr Gastgebertum entstanden. Meine Mutter hat diese Gastfreundlichkeit auch nach dem Tod meines Vaters weitergelebt und Lesungen, Abendessen und andere Veranstaltungen organisiert. Im Vordergrund stand immer das Zusammenbringen von Menschen. Das war ihnen beiden ein grosses Anliegen. 

CI: Wir haben aus anderen Interviews erfahren, dass er viele Beziehungen pflegte, nicht nur in Basel, sondern auf der ganzen Welt. 

BL: Mein Vater war oft unterwegs. Auch an Sonntagen, da musste er manchmal zu den Kunden nach Hause, um Geschäftliches zu besprechen – er machte sozusagen Hausbesuche, etwa bei der Familie Jacottet, bei Koechlins oder bei Frau Grether. Als Selbstständiger hat man halt nie wirklich frei. Mein Vater war auf der ganzen Welt unterwegs für das Büro. Er war der «Networker» der Firma und hatte auch im Ausland Partner. Er war in Australien, in den USA, Paris und Barcelona tätig. Mr. Winterbottom aus Sydney war bei uns zu Besuch und hat mich sehr beeindruckt – schon allein wegen seines Namens ... In Nigeria hatte mein Vater auch zu tun, dort hat er sogar einmal einen Putsch miterlebt. Ich kann mich noch daran erinnern, weil wir damals nicht wussten, ob und wann er wieder nach Hause kommen würde. Oder einmal war er auf den Philippinen, auch dort gab es irgendeinen Zwischenfall in Manila. Ich erinnere mich nicht genau, welchen, aber als mein Vater wieder daheim war, meinte er, dass er sich dort in der unsicheren Situation allein gefühlt habe. Das zu hören, war für mich damals schlimm – mein Vater, der sich allein fühlt, das kannte ich gar nicht von ihm. Er war jedenfalls häufig unterwegs, vor allem, um Projekte einzufädeln. Bis kurz vor seinem Tod wollte er immer wieder in die USA, nach New York, dort fühlte er sich fast wie zu Hause – er war ein internationaler Basler. 

CI: Wissen Sie, worauf Martin Burckhardt stolz war? 

BL: Mein Vater war auf alles stolz, was er aus eigener Kraft erreicht hatte. Besonders natürlich auf einige seiner Bauten, speziell auf die Laborbauten von Nestlé, weil Burckhardt+Partner damals in diesem Bereich führend waren. Und ganz allgemein auf die Industriebauten für die Chemie, weil Burckhardt darin Experten waren. Und natürlich auf die BIZ und das Biozentrum. Mein Vater war aber auch auf ganz andere Bauten stolz, wie etwa auf die Kapelle, die er in den 1960er-Jahren auf dem Leuenberg bei Hölstein gebaut und der Institution, deren Leiter Pfarrer Paul Scheibler war, geschenkt hat. Und natürlich auf seine politische Tätigkeit als Nationalrat. Auch das Unterrichten an der EPFL in Lausanne als ausserordentlicher Professor hat ihm viel Freude bereitet. Ich habe einmal eine dieser Vorlesungen besucht und frage mich gerade, was wohl mit seiner riesigen Dia-Sammlung geschehen ist. 

Weitere Interviews

  • Geschichte

    Meilensteine, bedeutende Projekte und Ereignisse der 75-jährigen Firmengeschichte lassen sich hier chronologisch rückwärts nachverfolgen.

  • Interviews

    Die Interviews basieren auf Gesprächen mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen der Familie Burckhardt sowie prägenden Personen der Firmengeschichte.

  • Themen

    Wichtige Entwicklungsstränge von Burckhardt werden entlang einzelner Themen erzählt und mit historischem Bildmaterial illustriert.